Mit dem Zug durch Indien:

Unser Plan für die nächsten Wochen in Indien steht. Wir haben uns entschlossen mit dem Zug durch Indien zu reisen. Zum einen aus Kostengründen zum anderen, weil wir glauben, dass es ganz spannend werden könnte im Zug und wir somit noch etwas mehr das Land und Leute kennen lernen.

Wir sind bereit! Mit dem Zug durch Indien

Wer mit dem Zug durch Indien reist kann theoretisch über die Seite cleartrip.com seine Zugtickets buchen. Dafür wird vorher ein IRCTC Account (Account bei der indischen Bahn) benötigt. Wenn die Registrierung geklappt hat, ist es möglich von zu Hause aus die Verfügbarkeit der Züge zu prüfen und auch direkt zu buchen. 6 Tickets pro Account können im Monat online gebucht werden. Cleartrip berechnet für die Buchung Rupie 10 für Non–AC Klasse und Rupie 20 für eine AC Klasse, sowie 1.8% Transaktionsgebühr vom Ticketpreis für das Bezahlen mit Kreditkarte. Die Seite ist auch sehr nützlich um online erst einmal die Reise mit dem Zug durch Indien zu planen, da es auf der Webpage genaue Auskunft über die entsprechenden Zugverbindungen im indischem Streckennetz gibt.

Zugtickets können natürlich auch direkt am Bahnhof gebucht werden. An vielen Bahnhöfen gibt es einen extra Ticketschalter, an größeren Bahnhöfen wie etwa in Delhi gibt es ein extra Büros für ausländische Reisende. Solltest du in einer kleineren Stadt an einem normalen Schalter stehen, weil es keinen Touristen-Schalter gibt, kleiner Tip: Viele Inder drängeln gerne vor, also ruhig seinen Platz verteidigen und sich bemerkbar machen.

Da die Registrierung auf der IRCTC-Seite bei uns nicht funktioniert, machen wir uns auf zum Tourist Booking Office für Zugtickets an der New Delhi Railway Station.

Nicht nur im *in unserem Indien-Reiseführer* werden wir gewarnt, auch am Bahnhof wird auf Schildern vor den Touts (engl. Schlepper) gewarnt, die einem den vermeintlichen Weg zum Booking Office zeigen wollen. Wir sind gewarnt, ignorieren jedes „Hello Mam/Sir“ und folgen den offiziellen Schildern am Bahnhof. Das Büro befindet sich im ersten Stock und ist ausgeschildert.

Booking Office an der New Delhi Railway Station

So funktioniert die Zugbuchung in Indien

Das System für die Buchung ist nicht ganz durchschaubar und wird auch nirgendwo erklärt. Aber ausländische Reisende helfen sich hier untereinander und so erklären uns andere Wartende das Prozedere:

  1. Erstmal eine Nummer ziehen, wie im Amt.
  2. Dann pro Bahnfahrt ein Formular ausfüllen (wann, wohin, welcher Zug, Zugnummer, Passagiere, Alter, Geschlecht, Adresse, Telefonnummer, Passportnummer)
So sieht das Formular aus

UNBEDINGT VORHER AUF CLEARTRIP.COM DIE GEWÜNSCHTEN VERBINDUNGEN RAUSSUCHEN

  1. Mit dem ausgefüllten Formular beim Herren am Computer, die Verfügbarkeit prüfen lassen. (In kleinen Bahnhöfen in Indien werden Verfügbarkeitsprüfung und Verkauf von einer Person übernommen)
  2. Warten bis deine Nummer dran ist
  3. Tickets kaufen (Achtung Kreditkarten Zahlung ist möglich aber das System funktioniert nicht immer)

Seltsames bürokratisches System, in einem Land wo es sonst oft drunter und drüber geht.

Der nette Herr der die Verfügbarkeit prüft macht erstmal Pause. Keine Eile hier….

Wir entscheiden uns alle Tickets für unsere Reise mit dem Zug durch Indien auf einmal zu buchen, weil uns das aufgrund der Feiertage mehrfach geraten wird. Die Plätze im Zug sind gerade sehr begehrt,  da am 17.10 Diwali ist (das wichtigste Indische Fest, vergleichbar mit unserem Weihnachtsfest) und viele Inder zur Familie nach Hause fahren. Nach 1,5 Stunden verlassen wir zufrieden das Ticket Office, mit unseren Fahrkarten in der Tasche. Unsere Reise mit dem Zug durch Indien kann beginnen.

Verspätung und Stornierung mit der indischen Bahn

Da bereits unsere zweite Zugfahrt mit einer Verspätung von 12 Stunden überschattet wird, ist unser ganzer Reise-Plan leider durch einander geraten und wir müssen einige Tickets wieder stornieren. Das war leider nicht kostenlos möglich und wir haben ca. 30% Stornierungsgebühren bezahlt. Die Gebühr ist abhängig von der Kurzfristigkeit. Wir empfehlen bei Anschlusszügen entsprechenden Puffer einzubauen. Zugverspätungen kommen während einer Reise mit dem Zug durch Indien leider häufiger vor.

Was macht man also bei 12 Stunden Verspätung? In einigen Bahnhöfen gibt es extra Warteräume für „Foreigner“, die indischen Wartehallen sind meist restlos überfüllt. Bleibt also nur mit den anderen Wartenden auszuharren oder nochmal etwas zu unternehmen. Wir haben unser Zug Ticket allerdings storniert und uns über Skyscanner ein günstiges Flugticket für den nächsten Tag gekauft. Wegen der Verspätung haben wir wenigstens den vollen Fahrpreis erstattet bekommen (Varanasi-Agra: 57 € für 2 Personen).

Wichtig zu wissen: Es gibt in Indien zu den normalen Fahrkarten noch ein gesondertes Kontingent an Karten für ausländische Reisende. Dadurch sind öfters Tickets kurzfristig verfügbar. Die Tickets aus der sog. „Foreigner Quota“ sind aber auch etwas teurer und unterliegen anderen Stornierungsbedingungen.

Zustand an Bahnhöfen

Indische Bahnhöfe sind abenteuerlich, aber in der Regel immer gut ausgeschildert. Plane immer etwas mehr Zeit ein, um das richtige Gleis und den Abschnitt wo dein Wagon hält zu finden. Auf dem Bahngleis ist auf kleinen Anzeigetafeln auch ausgeschildert, wo welches Abteil hält. In welchem Abteil du sitzt, findest du auf deinem Zugticket.

So sieht ein indisches Zugticket aus

Es ist dringend zu empfehlen, auch direkt an seinem Abteil zu warten und einzusteigen. Anders als in deutschen Zügen, kann man nicht so einfach mit seinem ganzen Gepäck durch den Zug laufen. Ganz davon abgesehen, dass die Züge deutlich länger  sind. Wenn du das Geld übrig hast kannst du auch einen der sog. Kullis ansprechen. Die in rot gekleideten Herren, die vor dem Bahnhof warten, tragen dir dein Gepäck direkt zum dem Platz wo dein Wagon halten wird. Die Dienstleistung ist nicht wirklich teuer, aber wir immer in Indien Verhandlungssache.

Volle Bahnsteige auf indischen Bahnhöfen

Die Bahnhöfe und auch die Wartehallen sind voller wartender und auf dem Boden schlafender Menschen. Es wird gegessen, gestillt, gewaschen oder auch in das Bahngleis gepinkelt. Bahngleise werden gerne mal überquert wie Straßen und neben Koffern und Taschen werden auch ganze Wagenladungen voller Kartons und Gegenstände transportiert. Auf jeden Fall ein interessantes Erlebnis.

Sobald der Zug einfährt setzen sich viele Menschen in Bewegung, die ein- und aussteigen wollen. Ruhe bewahren und einfach mit drängeln.

Essen in indischen Zügen

Neben Schlafen, die wichtigste Tätigkeit der Inder in Zügen, also gibt es auch in Zügen reichlich zu Essen. (Ergänzung: kommt teilweise auch immer etwas auf den Zug, die Tageszeit und die Strecke an) Händler laufen durch die Abteile und verkaufen Chai, Popcorn, Chips, Curry, Samosas und Co. an die Passagiere.

Darf´s ein bisschen Popcorn sein?

Natürlich kann sein Essen auch selber mitgebracht werden, was die Inder fast alle auch tun und was wir, gerade bei längeren Strecken, ebenfalls empfehlen würden. Verhungern tut man aber ganz bestimmt nicht.

Neugierige Mitreisende

Als Europäer ist man immer ein Hingucker, so gerade in Zügen. So wird Sabrina gerne mal die gesamte Zugfahrt über angestarrt und das nicht nur von männlichen Indern. Auch Frauen und kleine Kinder sind ganz begeistert von Sabrina. Das kann auf Dauer auch ganz schön nervig sein, aber leider haben wir noch kein Gegenmittel gefunden. Zurück-Starren interessiert die Inder reichlich wenig, wir bleiben einfach eine Besonderheit im Land

Zugklassen in Indien

Erste und zweite Klasse so wie bei uns, dass wäre schön. Nein Indien hat viele Klassen. Je nach Zugart unterscheiden sich auch die Klassen, nicht ganz einfach am Anfang, aber wenn man erstmal dabei ist wird’s einfacher.

In Schlafzügen werden folgende Klassen unterschieden:

AC First-Class – entspricht der 1. Klasse und entsprechend ist diese auch am Teuersten. Es gibt Vierer- Schlafabteile, die sich mit einer Tür verschließen lassen und etwas mehr Luxus bieten als im AC2 Trier.

AC 2 Trier – auch hier gibt es Vierer- Schlafabteile, die allerdings nur mit einem Vorhang zu schließen sind. Licht und Bettwäsche ist auf jedem Schlafplatz enthalten.

AC 3 Trier – hier befinden sich pro Schlafabteil jeweils sechs Schlafplätze und diese lassen sich nicht durch einen Vorhang oder ähnliches verschließen.

Sleeper – würden wir nur den Hartgesonnen empfehlen und auf keinen Fall für weibliche Reisende geeignet.

In Zügen mit Sitzplätzen gibt es folgende Klassen:

First-Class – klimatisierter Sitzplatz mit großen Sesseln und viel Platz

AC Chair Car – klimatisierte Sitzplätze mit jeweils drei Sitzreihen wie im Flugzeug

Second Sitting – unbequeme Sitzbänke, teilweise aus Holz. Keine Klimaanlage.  Auch wir sind SS gefahren, würden wir aber nur für kurze Strecken empfehlen und wenn ihr die ersten seid, die in den Zug einsteigen. Ansonsten ist es voll, laut, dreckig und stinkig. Hier gibt es meistens keine Sitzplatzreservierung.

Manchmal haben Züge sowohl Schlafabteile als auch Sitzplätze. Das liegt wohl daran, dass die meisten Züge sehr lange Strecken fahren und es Passagiere gibt die unterschiedlich lange Strecken mit dem Zug zurücklegen. Wir empfehlen bei Nachtfahrten natürlich unbedingt einen Schlafplatz zu buchen, auch wenn man nicht schlafen kann, zumindest kann man sich hinlegen und die Beine ausstrecken. Auch für längere Strecken am Tag kann deswegen ein Schlafplatz von Vorteil sein und ist meist auch nicht unbedingt viel teurer.

Unsere Erfahrungen in indischen Zügen

Wir sind von Delhi nach Varanasi mit einem Nachtzug in der AC 2 Trier gefahren. Das Ticket hat umgerechnet pro Person ca. 30 € gekostet und die Fahrt dauert 12 Stunden. Wir finden uns rechtzeitig am Bahnhof ein, weil wir oftmals gelesen haben, dass das finden des richtigen Gleises und Wagons nicht ganz einfach sein soll. Wir finden uns allerdings gut zurecht, alles ist ausgeschildert, sogar wo unser Wagon genau hält, ich würde mal sagen besser als in Deutschland. Am Zug selber hängt dann auch nochmal eine Liste, mit den Namen aller Passagiere, dass wäre natürlich in Deutschland aus Datenschutzgründen nicht möglich.

Wir dürfen mit 🙂

Unsere Erfahrungen in der AC2

Wir teilen uns ein Abteil mit einem indischen Paar, welches sehr nett ist und wir plaudern einige Stunden, bis es Zeit ist ein wenig zu schlafen. Die Liegen sind hart, es ist kalt, das Geschnarche der Mitreisenden ist nicht zu überhören ( Patrick hat *Ohrstöpsel* dabei :-)), aber es gibt für jeden ein frisches Bettlaken, Bettdecken, Kopfkissen und eine alte Wolldecke. Das Gewackel und Gepolter des Zuges ist fast ein wenig beruhigend. Von den Toiletten im Zug wollen wir nicht weiter berichten, nur so viel Sabrina versucht immer wenig zu trinken, wenn wir Zug fahren.

Unser Schlafplatz für die Nacht

Unserer Erfahrungen in der AC3

Auch in der AC3 Trier sind wir gefahren, allerdings nur 5 Stunden tagsüber. Noch dazu hatten wir das Glück, dass der Zug nicht sehr voll war, was wahrscheinlich an Diwali lag, denn alle waren noch zu Hause bei der Familie. Diese Buchungsklasse hat etwas weniger Komfort, es gibt immer sechs Schlafplätze pro Abteil und keine Vorhänge oder Türen. Das hat uns tagsüber und bei fast leerem Zug nicht weiter gestört, bei einer Nachtfahrt würden wir, vor allem Sabrina, jedoch etwas Privatsphäre bevorzugen. Wen das aber nicht weiter stört, der kann auch problemlos in der AC3 Trier reisen.

Tipp: wenn man auf Nummer sichergehen will und einen festen Schlaf hat, das Gepäck anschließen – Schloss und Kette mitnehmen! Es kommt immer wieder zu Diebstählen in Zügen insbesondere von Dieben die auf den Zug aufspringen.

Unsere Erfahrungen in der AC Chair Car und Second Sitting

Aber nicht nur liegend, auch Sitzend sind wir durchs Land gereist: in der AC Chair Car und in der Second Sitting.

Second Sitting, weil es leider keine freien Plätze mehr in den anderen Klassen gab und wir weiter wollten… Ein Glück waren wir mit die Ersten, die in den Zug eingestiegen sind. Der Zug war noch sauber und wir konnten zwei Einzelsitzplätze am Rand ergattern. Anderenfalls wäre Sabrina auch wieder ausgestiegen. Der Zug füllte sich in wenigen Minuten und an jeder Station an der wir hielten, stiegen mehr Leute ein als aus. Auf einer 3er Sitzbank saßen ca. 5-6 Personen, sogar auf der Gepäckablage machten es sich einige gemütlich.

Second Sitting

Während unserer Reise mit dem Zug durch Indien sind wir auf jeden Fall wie immer das Highlight in unserem Wagon und alle Plätze um uns rum sind als erstes belegt. Nach kurzer Zeit ist der Zug dreckig (jeder schmeißt seinen Müll auf den Boden oder es wird auch mal auf den Boden gespuckt), stickig (es gibt keine Klimaanlage, draußen sind 30 Grad und die geöffneten Fenster bringen wenig) und laut (viele Menschen = viel Lärm). Nach 3 Stunden waren wir froh, am Ziel angekommen zu sein.

Ganz anders war das in der AC Chair Car Sitzplatzreihen mit Reservierung wie in deutschen Zügen. Der Zug war klimatisiert und sauber. Sogar Abendessen wurde auf unserer Strecke serviert (auch wenn das nun nicht gerade das Gourmet Menu war).

Sitzplätze in der: AC Chair Car

 

Hier zeigen wir die wie du ein Paket aus Indien nach Deutschland sendest.

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